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Auf Moor gebaut: Gerissen – versackt - gesperrt

Rapider Verfall der Landes- und Kreisstraßen in der Wesermarsch

Das Foto zeigt eine Straßenkreuzung in einer Landschaft aus Wiesen mit Bäumen. Eine der Straßen ist mit einem "Durchfahrt-verboten"-Schild und mit Baken abgesperrt.
Foto: Kirsten Erwentraut

Viele Straßen in der Wesermarsch sind nicht mehr sicher.

Tiefe Risse und Bodenwellen bestimmen das Bild. Von Tag zu Tag kann man dabei zusehen, wie die Kreis- und Landesstraßen förmlich zusammenbrechen. Die Geschwindigkeit ist auf 70, auf 50, auf 30 und stellenweise auf 10 Stundenkilometer begrenzt.

 

Die Straßenmeistereien flicken, wo sie können. Dennoch werden manche Strecken für Radfahrer oder sogar für den gesamten Verkehr gesperrt – aus Haftungsgründen.(1)

Der Landkreis Wesermarsch schreibt auf seiner Homepage, dass „die bestimmungsgemäße Nutzung und Verkehrssicherheit auf den Verkehrsflächen und (…) jederzeit zu gewährleisten ist“. Außerdem soll „die Bewirtschaftung der Straßen und Radwege (…) das in ihnen gebundene Vermögen des Landkreises langfristig erhalten“.(2)

„Diese Anforderungen klingen angesichts des katastrophalen Zustands der Straßen in den Moorgebieten der Wesermarsch wie der reine Hohn“, so Uwe Schmidt, Sprecher des Koordinationskreises der Initiativen gegen die A 20.

Als Beispiel nennt Schmidt die Landesstraße L 864, die in der Gemeinde Jade durch die Ortsteile Jaderlangstraße und Kreuzmoor führt. In Jaderlangstraße ist die L 864 vor zwei Jahren saniert worden. (3) Jetzt weist die Fahrbahn schon wieder tiefe Risse und gefährliche Bodenwellen auf. In Kreuzmoor ist die Geschwindigkeit auf der L 864 zum Teil auf 30 km/h begrenzt.

Im Landkreis Wesermarsch fallen nicht nur die Landes-, sondern auch die Kreisstraßen in den Zuständigkeitsbereich der niedersächsischen Landesstraßenbaubehörde (NLStBV).(4)

Die Oldenbroker Straße (K 210) ist für den gesamten Verkehr gesperrt. Auf der Bollenhagener Straße (K 201) ist die Geschwindigkeit auf 30 bis 50 km/h begrenzt. Etliche aufgesetzte Fahrzeuge haben ihre Spuren im Asphalt hinterlassen. Eine Fahrt auf der Mentzhauser Straße (K 319) gleicht einem Wellenritt. Auch im Landkreis Rotenburg/Wümme sind zahlreiche Moorstraßen marode und mit hohen Sicherheitsrisiken verbunden.(5)

„Alle diese Straßen liegen im unmittelbaren Planungsgebiet der A 20. Es ist verantwortungslos, die Landes- und Kreisstraßen in der Wesermarsch verfallen zu lassen und gleichzeitig eine Autobahntrasse durch diese Moorgebiete zu planen“, sagt Uwe Schmidt. „Die Landespolitik erzählt gern von der ‚Mobilität im ländlichen Raum‘. Busse oder Bahnen fahren hier aber nicht. Die Menschen sind auf ihr Auto oder auf ihr Zweirad angewiesen. Auf den Straßen in der Wesermarsch ist jede Fahrt inzwischen ein riskantes Abenteuer“.

Auch die Unternehmen in der Wesermarsch sind mit dem Verkehrszustand unzufrieden. In einer Standortumfrage der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer bekam der Landkreis Wesermarsch 2016 zwar gute Noten für das vorhandene Straßennetz, nicht aber für den Zustand dieses Straßennetzes. Einen weiteren Standortnachteil sehen die Unternehmen in der schlechten Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr, einen Vorteil hingegen in der Nähe zu ihren Kunden und Absatzmärkten.(6)

„Aus dieser IHK-Umfrage geht klar hervor, dass auch die Wirtschaft in der Wesermarsch vordringlich Verkehrsalternativen zum Auto sowie ein funktionstüchtiges regionales Straßennetz braucht“, so das Fazit von Uwe Schmidt.



Das Logo zeigt ein blaues Autobahnschild mit dem Schriftzug „A 20“. Das Schild ist mit einem dicken, roten Balken durchgestrichen. Über dem Schild steht „Küstenautowahn“. Unter dem Schild steht „www.A20-nie.de“.

 

Bei diesem Text handelt es sich um eine Pressemitteilung des KOK vom 16.10.2018